Sachverhalt:
Die Stadt Aurich ist eine familiengerechte Kommune. Sie hat den Erhalt
einer Geburtsmöglichkeit in Aurich als wichtiges Ziel benannt. Das Thema der
Versorgung von Familien rund um die wohnortnahe Geburt eines Kindes ist
wesentlicher Bestandteil unseres Sozialwesens. Es geht hier um mehr als nur die
Gesundheitsversorgung. Es geht um einen gesunden Start ins Leben für die
gesamte Familie! Es liegt in der kommunalen Verantwortung familiengerechte
Rahmenbedingungen zu gestalten.
In Ostfriesland schloss 2003 bereits die Geburtshilfe in Norden, 2019
folgte Wittmund und 2021 schloss auch Emden den Kreißsaal. Geburten in einer
Klinik sind nun nur noch in Aurich und Leer möglich. Die Wahlmöglichkeiten sind
damit sehr reduziert. Außerklinische Geburten werden derzeit nicht angeboten.
Die Versorgung mit Hebammen ist nicht nur in der Region, sondern landes- und
bundesweit sehr angespannt. Die Stadt Aurich ist seit 2018 CEDAW-Modellregion
für das Thema „Gesunde Geburt auf dem Land“ in Niedersachsen. Ziel dieses
Projekts ist es, Frauenrechte als Menschenrechte sichtbar zu machen und alle
Formen der Diskriminierung von Frauen abzubauen.
Gemeinsam mit der Elterninitiative Mother Hood Aurich und dem
Hebammenverband wurde die Hebammenzentrale beim Landkreis Aurich initiiert, um
die Hebammensuche für schwangere Frauen zu erleichtern.
Frauen haben nach § 24d SGB V einen Anspruch auf ambulante oder stationäre
Entbindung. Sie können ambulant in einem Krankenhaus, in einer von einer
Hebamme oder einem Entbindungspfleger geleiteten Einrichtung, in einer ärztlich
geleiteten Einrichtung, in einer Hebammenpraxis oder im Rahmen einer Hausgeburt
entbinden. Diese Wahlmöglichkeiten sind ein gesetzlicher Anspruch. In
Ostfriesland haben Frauen derzeit faktisch keine Wahlmöglichkeit wie sie ihr
Kind zur Welt bringen, weil keine Angebote vorhanden sind. Es stehen keine
Hausgeburtshebammen zur Verfügung.
In Niedersachsen existieren derzeit 5 Geburtshäuser (Göttingen, Hannover,
Oldenburg, Ottersberg, Walsrode) und 2 hebammengeleitete Kreißsäle (Bremerhaven
und Osnabrück). Die Nachnutzung der Räumlichkeiten der UEK bietet die Chance
hebammengeleitete Kreißsäle einzurichten und eine Wahlmöglichkeit für Frauen in
Ostfriesland herzustellen. Zu einer vertrauensvollen Zusammenarbeit der
Familien und Hebammen gehört z.B. eine durchgängige Versorgung durch ein und
dieselbe Hebamme im gesamten Betreuungsbogen: ab Schwangerschaft bis ein Jahr
nach der Geburt als Teil eines geburtshilflichen Versorgungskonzeptes. Dies ist
auch in dem Nationalen Gesundheitsziel „Gesundheit rund um die Geburt“
definiert. Dafür sollen in der Stadt Aurich die Räumlichkeiten für
Geburtsvorbereitungskurse, Geburten, Rückbildungsmöglichkeiten und ähnliche
Angebote im Bereich der Hebammenversorgung durch den Kreis zur Verfügung
gestellt werden.
Es ist nicht egal, wie wir geboren werden. Es ist nicht egal wie Frauen
gebären. Wir benötigen eine frauenzentrierte Geburtshilfe in Aurich!